Ist es ein Luxus, zu menstruieren?
Bis Anfang 2020 wurden in Deutschland Menstruationsprodukte wie Binden und Tampons mit dem Luxussteuersatz von 19% Mehrwertsteuer belastet. Erst nachdem mehr als 50 000 Menschen eine Petition unterschrieben hatten, wurde politisch durchgesetzt, dass Menstruationsprodukte in die Kategorie des täglichen Bedarfs gerechnet werden, für die der Mehrwertsteuersatz bei 7% liegt.
Einen Schritt weiter geht Schottland: Als erstes Land der Welt führte es im November 2020 per revolutionärem Beschluss ohne Gegenstimmen ein Gesetz ein, nach dem in Zukunft die kostenlose Bereitstellung von Binden und Tampons in öffentlichen Gebäuden vorgeschrieben ist. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Angebot in Zukunft noch erweitert wird, beispielsweise durch unentgeltlich abgegebene Menstruationstassen oder Schwämmchen. Wünschenswert wäre es, diese nachhaltigen und gesundheitlich unbedenklichen Alternativen allgemein zugänglich zu machen.
Cricket-Team wirbt für Damenbinden
Auch Aufklärung und Enttabuisierung rund um das Thema Menstruation sind wichtige Beiträge zur Freiheit und Selbstbestimmung Menstruierender. Eine erwähnenswerte Aktion In diesem Zusammenhang: Die Spieler einer Mannschaft im indischen Nationalsport Cricket tragen seit der Saison 2020 Trikots mit Werbung für Damenbinden und unterstützen damit die landesweite Kampagne für eine bessere Monatshygiene. In ländlichen Gebieten in Indien kommt es häufig vor, dass Mädchen ab dem Eintreten ihrer Regelblutung nicht oder unregelmäßig die Schule besuchen, da dort Ausgrenzung geschieht oder es keine Möglichkeit gibt, blutige Binden zu wechseln. Die Tabuisierung der Menstruation und die Beschämung Menstruierender ist immer wieder tödlich: Häufig werden Stoffstücke verwendet, die, wenn sie nicht gründlich gewaschen und getrocknet sind, Infektionen auslösen können.
Menstruationsprodukte dürfen keine profitable Ware sein
Menstruationsprodukte sind Gegenstände des täglichen Bedarfs, die den Menstruierenden dieser Welt unentgeltlich zur Verfügung stehen sollten – egal ob in Indien, in einem Lager für Geflüchtete auf Moria oder in den reichen Regionen der Welt. Und gleichzeitig muss jeweils die individuelle Entscheidung möglich sein, wer Menstruationsprodukte verwenden will oder stattdessen die Methode des Free Bleeding bevorzugt.
Text: Doris Braune
Bild: Photo by Vulvani – www.vulvani.com
Quellen:
Bah/AFP: Schottland garantiert kostenlos Binden und Tampons. www.spiegel.de; 25.11.2020 Bernd Musch-Bowowska: Gegen Diskriminierung indischer Frauen. www.tagesschau.de; 19.9.2020