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Spendenaufruf: Maya Hebammen-Reise nach Europa

 

(verfasst von Doris Braune) Die Veranstaltungsreise mit OMIECH aus Chiapas, Mexico, steht für den Wissenstransfer und Austausch von traditioneller Heilkunde des globalen Südens nach und in Europa.

 

2006, 2009 und 2012 wurden vom damaligen Feministischen Frauengesundheitszentrum Stuttgart e.V. (heutiges FF*GZ Stuttgart e.V.) drei Veranstaltungsreisen in verschiedenen deutschen Städten organisiert mit dem Ziel, Begegnungen herzustellen mit traditionellen Maya-Hebammen (der Organisation OMIECH) aus Chiapas und Hebammen sowie in der Frauenheilkunde engagierte und interessierte Menschen in Deutschland und Frankreich.
 

Ein enges Band zwischen Menschen aus Deutschland und der Organisation OMIECH entstand. Mein Interesse als Mitorganisatorin dieser neuen geplanten Reise ist es, den traditionellen Maya-Hebammen aus Mexiko eine Stimme zu geben, deren so wichtige und heilsame Geburtshilfe immer mehr an den Rand gedrängt wird.

 

Aus meiner Erfahrung als 67-jährige Frau sehe ich auch, dass viele der jungen und gut ausgebildeten Menschen hier nicht verstehen, dass wir die Stimme, die Erfahrung und die Ratschläge der indigenen Völker zum Überleben brauchen. Sanft und gewaltfrei geboren zu werden schafft die besten Voraussetzungen dafür, dass Menschen sich nicht durch Ängste manipulieren lassen und in Verbindung mit ihren Mitmenschen sind.
 

Die Organisation indigener Ärzte und Ärztinnen OMIECH im Bundesstaat Chiapas, Mexiko ist ein Zusammenschluss von indigenen „Heiler und Heilerinnen“ (im weiteren Artikel curandero / curandera genannt) aus dem Hochland von Chiapas. Sie sind in der Maya Kultur die Ärzte, Ärztinnen, die Hebammen und gleichzeitig auch die Priester und Priesterinnen in den Gemeinden.
 

OMIECH hat sich 1985 gegründet, um die Maya Medizin zu stärken, weiter zu entwickeln und darüber zu publizieren. In dieser Zeit sahen sich die heilkundigen Männer und Frauen der Maya- Kultur Angriffen ausgesetzt, die ihr Wissen als Scharlatanerie diffamiert haben. Gleichzeitig existierte aber in den indigenen Gemeinden im Hochland fast keine medizinische Versorgung seitens des mexikanischen Staates für die überwiegend bettelarme Landbevölkerung. Die Maya Medizin war somit existenziell für die Gesundheit der ländlichen Bevölkerung. Die traditionellen Maya Hebammen aus dem Hochland von Chiapas haben neben einem großen Pflanzenwissen, Erfahrungen darin das Kind im Bauch der Mutter richtig zu positionieren und auch ein riesengroßes Wissen darin, die Gebärende und das Kind liebevoll in das Leben zu begleiten.

 

Zwischen 16. September und 14. Oktober organisiert das Feministische Frauen*gesundheitszentrum Stuttgart e.V. eine Veranstaltungsreise mit zwei Personen aus Südmexiko/Chiapas dem Chiapias: Micaela Ico Bautista und ihr Bruder Agripino Ico Bautista, die seit Jahrzehnten als KoordinatorInnen der traditionellen Maya-Medizin in und für die Organisation OMIECH aktiv sind. Der Hauptsitz von OMIECH ist in der Stadt San Cristobal de las casas.

 

Um das Wissen der traditionellen Maya-Hebammen zu bewahren, ist vom Stuttgarter Bellis-Verlag eine Übersetzung von acht Broschüren der indigenen Organisation OMIECH aus Südmexiko herausgebracht worden.
 

Die Veranstaltungsreise soll dazu dienen, dass wir Menschen hier und die traditionellen Maya-Hebammen in Kontakt kommen, denn leider gibt es in Mexiko wie auch bei uns viele Bestrebungen, diese Form der Geburtshilfe zu eliminieren. In Mexiko bekommen die Kinder, die von einer traditionellen Hebamme begleitet auf die Welt kommen, Schwierigkeiten, einen Eintrag ins Geburtsregister zu bekommen. Damit sind sie in gewisser Weise nicht existente Menschen, die später Probleme bekommen, wenn sie Ausweispapiere benötigen. In Deutschland ist der Fokus zunehmend ausgerichtet auf eine scheinbar effiziente Geburtshilfe mit der Folge, dass bereits ein Drittel aller Geburten durch einen Kaiserschnitt erfolgten. Geburtsabteilungen werden geschlossen, weil sie wenig rentabel sind. Gewalt unter der Geburt ist ein sehr reales, wenngleich tabuisiertes Thema. Hebammen werden immer stärker in diese technisierte Geburtshilfe integriert und gleichzeitig ihre bisherige Handlungsmöglichkeit für eine sanften Geburt begrenzt.
 

Wir wollen niemand absprechen, diese hochtechnisierte Medizin in Anspruch zu nehmen, aber es gibt ebenso das Recht, sich für einen anderen Weg zu entscheiden und eine Geburtshilfe oder auch Medizin in Anspruch zu nehmen, in der der Mensch mit Körper, Geist und Seele angesprochen wird.
 

Zum Programm / aktueller Planungsstand

 

Anreise Mexiko-Deutschland/ Stuttgart am 12. September 2023
 
Veranstaltungen/ Austauschtreffen in Süddeutschland vom 14. bis 27.September 2023
 
Stuttgart 16.9.2023, 15-22 Uhr im Stuttgarter Mütterzentrum MüZe Süd e.V.
 
Wiesbaden 18.9.2023 im Frauengesundheitszentrum Sirona – Abendveranstaltung (früher Abend)
 
Tübingen- Termin steht noch nicht fest
 
München – Termin steht noch nicht fest
 
Ingersheim 23.9.2023 Abendveranstaltung
 
Stuttgart, Württembergischer Kunstverein 26.9.2023
 
Weiterreise nach Basel 27.9. 2023
 
Zwischen dem 29.9.2023 bis 1.10.2023 Veranstaltungen und/oder Austauschtreffen
 
Diese Zusammenkünfte werden von unserer Schweizer Kooperationspartnerin organisiert.
 
Weiterreise nach Südfrankreich 2.10.2023
 
Veranstaltungen in Südfrankreich vom 3.10.2023 bis 14.10.2023
 
Longo Maii Grande Neuve // Forcalquier // Marseille
 
Rückflug nach Mexiko von Marseille am 15.10.2023
 

Foto: Agripino Ico Bautista – Koordinator OMIECH (Organización de Médicos Indigenas del Estado de Chiapas A.C.)

Informationen & Links

  • Hier findet ihr ein Interview mit Micaela Bautista, die bereits drei Mal auf Einladung des FF*GZ in Stuttgart war.
  • Hier könnt ihr euch auf dem Laufenden halten und das Projekt mit einem Reisekostenzuschuss unterstützen.
  • Den Flyer zur Rundreise aus dem Jahr 2012 gibt es hier.
  • Hier könnt ihr das Vorwort zum Buch "Frauenheilkunde der Maya – Tradierte Medizin der indigenen Heiler*innen heute" lesen.