Spendenaufruf: Maya Hebammen-Reise nach Europa

(verfasst von Doris Braune) Die Veranstaltungsreise mit OMIECH aus Chiapas, Mexico, steht für den Wissenstransfer und Austausch von traditioneller Heilkunde des globalen Südens nach und in Europa.
2006, 2009 und 2012 wurden vom damaligen Feministischen Frauengesundheitszentrum Stuttgart e.V. (heutiges FF*GZ Stuttgart e.V.) drei Veranstaltungsreisen in verschiedenen deutschen Städten organisiert mit dem Ziel, Begegnungen herzustellen mit traditionellen Maya-Hebammen (der Organisation OMIECH) aus Chiapas und Hebammen sowie in der Frauenheilkunde engagierte und interessierte Menschen in Deutschland und Frankreich.
Die Geburt ist der Anfang eines jeden individuellen Lebens auf dieser Erde. In den hochtechnisierten Gesellschaften mit einer entsprechenden Medizin und Geburtshilfe
erscheint auch eine solche existenzielle Situation wie geboren werden oder gebären als ein durch hochtechnisierte Eingriffe immer gut zu bewältigendes Ereignis. Zunehmend gibt es diese Haltung bereits bei einer Schwangerschaft und sogar mittels Reproduktionsmedizin bei der Zeugung. Bei Letzterem spricht man von einer „Baby take home“ Rate, ganz so, als sei auch ein Neugeborenes eine Ware.
In der Geburtshilfe lässt sich dieses Bild noch aufrechterhalten, denn die Folgen einer traumatischen Geburt für Mutter und Kind sind auf den ersten Blick nicht sichtbar. Deutlicher wird es, wenn es um die Behandlung schwerer Erkrankungen wie Krebs geht. Auch wenn manche dieser Behandlungen wie eine Operation, eine Chemotherapie oder Bestrahlung, biologische Medikamente usw. durchaus nützliche Instrumente in der Behandlung sein können, sind und bleiben wir Menschen eine sterbliche Spezies und unserer Seele – oder modern ausgedrückt – unser psychoneurologisches System – braucht für eine gute Geburt und für die Genesung die Erfahrung, eingebunden zu sein in die menschliche Gemeinschaft, geliebt, behütet, beschützt zu werden. Unbewältigte Traumata, Empfindungen von Einsamkeit verschlechtern das Apoptose-Programm unserer Zellkommunikation und öffnen schweren Erkrankungen und traumatischen Geburten Tür und Tor.
In vielen traditionellen Medizinkonzepten und der Geburtshilfe sind sich die Menschen sehr bewusst, dass wir alle ein Teil des Gewebes des Lebens sind. Die traditionellen Maya Hebammen aus dem Hochland von Chiapas haben neben einem großen Pflanzenwissen Erfahrungen darin, das Kind im Bauch der Mutter richtig zu positionieren und ein großes Wissen darin, die Gebärende und das Kind liebevoll in das Leben zu begleiten. Ich habe selbst 2014 in Simojovel, im Hochland von Chiapas an einer Geburt dabei sein dürfen und war überwältigt, wie sanft dieses Kind das Licht der Welt erblickt hat.
Die Veranstaltungsreise soll dazu dienen, dass wir hier und die traditionellen Maya-Hebammen in Kontakt kommen, denn leider gibt es in Mexiko wie auch bei uns viele
Bestrebungen, diese Form der Geburtshilfe zu eliminieren. In Mexiko bekommen die Kinder, die von einer traditionellen Hebamme begleitet auf die Welt kommen, Schwierigkeiten, einen Eintrag ins Geburtsregister zu bekommen. Damit sind sie in gewisser Weise nicht existente Menschen, die später Probleme bekommen, wenn sie Ausweispapiere benötigen. In Deutschland ist der Fokus zunehmend ausgerichtet auf eine scheinbar effiziente Geburtshilfe mit der Folge, dass bereits 1/3 aller Geburten durch einen Kaiserschnitt erfolgten.
Geburtsabteilungen werden geschlossen, weil sie wenig rentabel sind. Gewalt unter der Geburt ist ein sehr reales, wenngleich tabuisiertes Thema. Hebammen werden immer stärker in diese technisierte Geburtshilfe integriert und gleichzeitig ihre bisherige Handlungsmöglichkeit für eine sanften Geburt begrenzt. Wir wollen niemand absprechen, diese hochtechnisierte Medizin in Anspruch zu nehmen, aber es gibt ebenso das Recht, sich für einen anderen Weg zu entscheiden und eine Geburtshilfe oder auch Medizin in Anspruch zu nehmen, in der der Mensch mit Körper, Geist und Seele angesprochen wird. Und wir finden es an der Zeit, den Menschen, die einen anderen, ganzheitlichen, spirituellen Blick auf die Welt und auf die Medizin haben, zuzuhören, und Abstand zu nehmen von unserem häufig neokolonialistischen, kapitalistisch geprägten Blick.
Drei Frauen, Hebammen und Heilerinnen werden nach Deutschland und Frankreich eingeladen, um an zehn Veranstaltungen ihre Erkenntnisse, Traditionen und ihr Wissen zu teilen und im Dialog und Begegnung das Miteinander und die Gemeinschaft zu fördern. Diese Frauen leben in der Region Chiapas, Mexico, wo sie in alter Tradition der Maya Menschen und vor allem Frauen begleiten und heilen.
Hier findet ihr ein Interview mit Micaela Bautista, die bereits drei Mal auf Einladung des FF*GZ in Stuttgart war.
Hier könnt ihr euch auf dem Laufenden halten und das Projekt mit einem Reisekostenzuschuss unterstützen.
Foto: Agripino Ico Bautista – Koordinator OMIECH (Organización de Médicos Indigenas del Estado de Chiapas A.C.)