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Die Medizin der Maya – und wem gehört die Natur?

 

Im Herbst 2023 beteiligt sich das FF*GZ Stuttgart e.V. zum vierten Mal an der Einladung von Mitarbeiter*innen des indigenen Projektes OMIECH, der Organisation indigener Heiler, Heilerinnen und Hebammen aus dem Hochland von Chiapas, Mexiko.

 

Vom 12.9.2023 bis zum 15.10.2023 finden Veranstaltungen in Deutschland (Stuttgart, Wiesbaden, Tübingen Ingersheim, München), der Schweiz (Basel) und Südfrankreich (Forqalquier, Longo Maii in Grange Neuve, Marseille) zu folgenden Themen statt:
 

• Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Maya
 
• Biopiraterie und wem gehört die Natur?
 

Diese Themen gehen alle Menschen etwas an – die Zerstörung der Biodiversität, die Anmaßung, nur kapitalismusfreundliche Lösungsideen zuzulassen, die Ausschaltung aller anderen Vorstellungen, wie wir leben, wie Heilung möglich ist, wie geboren wird, wie unser Verhältnis zur Natur, zum Leben und letztlich zum Sterben ist. Dazu braucht es den Austausch mit den Menschen des Globalen Südens; auch und vor allem mit jenen, die im Einklang mit der Natur leben. Sie haben oftmals erheblich bessere Ideen und Praktiken vorzuweisen, wie die Menschheit auf diesem Planeten wird überleben können. Die Erfahrungen, die Agripino und auch Micaela Ico Bautista als langjährige Koordinator*innen von OMIECH in diesem Kampf bereits sammeln mussten, werden sie bei ihrem Europa-Besuch mit uns teilen.
 

Im Rahmen der verschiedenen Veranstaltungen berichtet Micaela Ico Bautista, Mitbegründerin und Koordinatorin des Bereichs der Frauenheilkunde bei OMIECH, vor welchen Herausforderungen die traditionelle Maya-Medizin heute steht. Besonders bedroht sind dabei die traditionelle Geburtshilfe der Maya-Hebammen sowie ihr Pflanzenwissen von Enteignung durch große Pharmafirmen.
 

Seit vielen Jahren gibt es Programme der Regierung in Chiapas, um die traditionelle Geburtshilfe der Maya-Hebammen zu eliminieren. So bekommt beispielsweise ein im Hochland geborenes Kind nach einer von einer Maya-Hebamme begleiteten Geburt keinen offiziellen Eintrag ins Geburtsregister und ist dadurch quasi als Mensch nicht existent auf der Welt.
 

Darüber hinaus werden den indigenen Frauen, die sich vorstellen können, Hebammen zu werden, sogenannte „Qualifikationsprogramme“ in den Krankenhäusern angeboten, um als Hebammen zu arbeiten. Diese in den letzten Jahren geschaffenen Zertifizierungsprogramme ignorieren jedoch das traditionelle Wissen der Maya-Hebammen und den kulturellen Umgang der indigenen Bevölkerung mit dem eigenen Körper. So berichten sie etwa davon, dass sie im Krankenhaus ausgezogen würden als seien sie Kinder. Letztlich wird aus einer eigenverantwortlichen Maya-Hebamme eine den Anweisungen der Ärzt*innen unterstehende Hilfskraft mit traditioneller Bluse. Gegen diese Abwertung setzt sich OMIECH und ganz speziell der von Micaela Ico Bautista koordinierte Bereich „Area de mujeres y parteras“ ein. Abgesehen davon ist die Vernichtung des traditionellen Maya-Hebammenwissens und -Standes lebensgefährlich für die Schwangeren aus dem Hochland, da sie keine Mittel und Möglichkeiten haben, den zum Teil stundenlangen Weg in die Stadt San Cristobal anzutreten, und somit ist ohne die traditionelle Geburtshilfe der Maya-Hebammen das Leben der Frauen und ihrer Kinder gefährdet.
 

Was geht uns das an, was haben wir damit zu tun?

 

Sowohl die Geburtshilfe als auch die Frauenheilkunde unterliegt in Europa einem Medizinkonzept, das sehr effizient und technokratisch ausgerichtet ist. So endet fast ein Drittel aller Geburten in Deutschland in einem Kaiserschnitt. Eine Zahl, die auch von der WHO als viel zu hoch angemahnt wird, denn der Kaiserschnitt sollte eigentlich das letzte Mittel sein, wenn das Leben von Mutter oder Kind bedroht ist. Die mühsam erkämpfte sanfte Geburtshilfe durch freie Hebammen, die zu Hausgeburten kommen oder in Geburtshäusern praktizieren, wurde durch astronomische Versicherungsgebühren und weitere Einschränkungen der freien Hebammentätigkeit zunehmend behindert. Als Ergebnis können wir sehen, dass „Gewalt unter der Geburt“ von immer mehr Menschen beklagt wird.

 

Die geplanten Veranstaltungen finden mit der Unterstützung folgender beteiligter Personen und Organisationen statt:

Doris Braune und Mathilde Berguerand, Anne-Kathrin Ziebandt, Ute Gleich, FF*GZ Stuttgart e.V., MüZe Süd e.V.; Württembergischer Kunstverein WKV; Frauengesundheitszentrum Sirona, Lachesis Verein für Frauengesundheit, Evangelische Akademie Bad Boll, München-International; Kooperative Longo Maï Basel, Hebammenprojekt Bern; Kooperative Longo Mai Grange Neuve/ Südfrankreich; Hebammen aus Frankreich, OMIECH.

 

Wer das Projekt mit einer Spende/Reisekostenzuschuss unterstützen möchte, kann dies hier tun.

 
Übersicht aller Termine in Deutschland:

 

16.9.2023, 14.30 bis 22.00 Uhr: MüZe Süd Familienzentrum e.V. ///  
3. OG, Gebrüder-Schmid-Weg 13, 70199 Stuttgart

 

18.9.2023, Einlass 15.30 Uhr: Frauengesundheitszentrum Sirona e.V. Wiesbaden ///

Schiersteinerstrasse 21, 65197 Wiesbaden

 

23.9. 2023, Einlass 17.30 Uhr: Schloss Ingersheim Einlass 17.30 Uhr ///

Burgweg 24, 74379 Ingersheim
 

24.9.2023, Einlass 18.00: Cafe global München ///

Ligalstrasse 8., 80339 München
 

26.9.2023, Einlass 17.30 Uhr: Württembergischer Kunstverein Stuttgart ///

Schlossplatz 2, 70173 Stuttgart
 

27.9.2023, Einlass 19.30 Uhr: Geburtshaus Tübingen ///

Hagenloher Strasse 11, 72070 Tübingen-Hagelloch